Kurzer Jahresrückblick auf 2021

Das Jahr fing so belämmert an wie das alte aufgehört hatte: Corona dirigierte alles; nur war Dank unserer rührigen Forscher bereits im Januar ein Impfstoff verfügbar. Erinnert Euch: Bei der Kinderlähmung hat es ca. 20 Jahre gedauert! 

Privat: Wie seit drei Jahren: Ivo lag im Bett fest und bewegungsarm, wurde von mir gefüttert und täglich kam eine der netten Pflegedamen und half, den Patienten zu waschen. Und ich war Chefin einer eigenen Paliativstation mit allem was dazu gehört.  14. Juni 2021  morgens um halb vier hat unser “Familienoberhaupt“ uns verlassen, leise und ruhig im Schlaf. Er sei mit einem Delphin davon geschwommen, hinaus in die Adria. Im 92. Lebensjahr, nach 56 Jahren mit mir! Nadya war rechtzeitig von Berlin gekommen, um Abschied zu nehmen; Tino kam am Nachmittag.

Wie schon unsere Omi wurde auch Ivo eingeäschert und auf Halde gelegt, bis mal alle Enkelkinder nach München kommen konnten. Die beiden Größeren schrieben ihre Masterarbeit zusammen,  in Hamburg und in Marburg; Mali hatte in Berlin zu studieren begonnen –  online; Mia machte gerade Abi.

So hatte ich Zeit, die Grabrede zu überlegen. Nachdem wir zu Dragos Gitarrenbegleitung kroatisch „Hvala!“ (Danke) gesungen hatten, zitierte ich:

„Menschen, die zueinander gehören, sind wie zwei Ufer eines Flusses. Der Strom der Liebe, der zwischen ihnen fließt, verbindet und trennt zugleich, So bewahren sie ihre Eigenart und sind doch eins!“

Diese Metapher bot reichlich Bilder und beschrieb unser gemeinsames, reichhaltiges Leben sehr treffend, wozu man nur Danke sagen kann,

Um zu testen, wieweit ich noch gesellschaftsfähig bin, Musste ich gleich mal Karten für Oper und Theater besorgen und mich zu einer Apulienreise im Oktober bei Hotelbus-Reisen angemeldet. Das hat mir sehr gutgetan, trotz aller Probleme, die das Nächtigen mit dem Bus auf Campingplätzen so mit sich bringt. Diese Reise, die Wade des Stiefels südwärts, hatten wir zu viert vor Jahrzehnten als „Dienstreise“ von Ivo absolviert. Somit hatte ich ihn problemlos dabei. – Gerade als das Wetter umschlug und die vierte Corona-Welle zu wachsen begann, war ich wieder daheim und bin seither mit Arztterminen ausgelastet, zu denen ich in den letzten vier Jahren nicht kam. So hat alles zwei Seite. 

Mögen im kommenden Jahr für Euch beide Seiten strahlen und zu Eurer Zufriedenheit beitragen! Bleibt gesund! Lasst Euch impfen und boostern und lieb umarmen! – Frohe Festtage!

                   Herzlichst grüßt Thea         



                  Januar 2022


     Das neue Jahr begann so bescheuert, wie das alte geendet hatte: Corona bestimmte mehr als ihr zustand!

     Früher haben Götter das menschliche Schicksal bestimmt, sagt man; heute Viren. 


     Herrmann Hesses Nebel-Gedicht ging mir nicht aus dem Kopf, darin heißt es:


                     Voll von Freunden war mir die Welt, als noch das Leben licht war.

                     Jetzt da der Nebel fällt, ist keiner mehr sichtbar!

                             und

                Leben heißt einsam sein! - Kein Mensch kennt den andern.

                    Jeder ist allein!


        Doch dann rette ich meine Stimmung in die Dankbarkeit darüber, dass mir bewusst wurde: 

               In den letzten 56 Jahren an Ivos Seite habe ich vielerlei empfunden,

                    aber gewiss keine Einsamkeit!

                                    auch dafür: Hvala!